Film und Neue Medien: Lexikon der FachbegriffeJames Monaco Fragen Sie sich auch oft beim Abspann eines amerikanischen Filmes, was genau eigentlich der "Gaffer" anglotzt oder welche herausragende Aufgabe der "Best Boy" erfüllt? Dann geht es Ihnen wie dem Verfasser dieser Worte, der mit diesen Spezialbegriffen ebenfalls manchmal seine Schwierigkeiten hat. Oder vielleicht haben Sie sich kürzlich einfach James Monacos Standardwerk Film verstehen gekauft und treffen dort auf Fachausdrücke, die Sie gerne einmal erläutert sehen würden?
So oder so, es gibt eine Lösung für diese Probleme! Sie heißt Film und Neue Medien und ist ebenfalls von James Monaco. Ein Band, der sich geradezu ideal mit seiner Filmverständniseinführung ergänzt und in lexikalischer Form Begriffe aus der Welt des Kinos erläutert. Da Monaco den Trend der Zeit erkannt hat, werden nicht allein Filmbegriffe sachkundig erläutert; in sein Buch integriert sind auch gleich die wichtigsten Ausdrücke aus dem Bereich Neue Medien. Denn digitale Effekte gehören heutzutage ebenso zum Filmgeschäft wie das Internet als Werbeplattform.
Basierend auf dem früheren Verzeichnis der Fachbegriffe in Film verstehen erläutert Monaco hier mehr als 3500 Ausdrücke, Fremdwörter oder Abkürzungen — dank des eifrigen Übersetzers sogar mit deutschem Bezug! So wird der Leser über Technicolor oder das 16mm-Filmformat ebenso aufgeklärt wie über die Sendeanstalt ARD oder die Kinokette CinemaxX.
Mit diesem Lexikon weiß man dann auch ein für alle Mal, dass der "Gaffer" am US-Filmset den Job des Chefbeleuchters innehat, während ihm der "Best Boy" als Gehilfe zur Seite steht. Nie mehr am Ende eines Filmes rätseln zu müssen ist doch schon Grund genug für dieses nützliche und sehr preisgünstige Nachschlagewerk. —Joachim Hohwieler 3499606550 | Wassersucher: RomanRick Moody Mit Der Eissturm gelang ihm einer der besten amerikanischen Romane der 90er Jahre. Für sein neues, fast 600 Seiten umfassendes Opus hat sich Rick Moody sieben Jahre Zeit gelassen — zu Recht, wie das Ergebnis beweist. Wassersucher breitet ein buntes Panorama der amerikanischen Gesellschaft vor uns aus, ist eine witzige Mediensatire, ein New York-Roman, und bietet zugleich auch die so intimen und entlarvenden Beschreibungen des Zwischenmenschlichen, die schon Eissturm zu einem unvergesslichen Leseerlebnis machten. Nach nur wenigen Kapiteln hängt man bereits am Haken dieses großartigen Schriftstellers, ganz so wie der Fisch auf dem Schutzumschlag, und wartet begierig darauf, was in den nächsten Kapiteln für Figuren und Wendungen auf einen warten.
Von beidem hat das Buch reichlich zu bieten. Im Mittelpunkt stehen die Mitarbeiter einer kleinen New Yorker Film- und TV-Produktionsfirma mit ihren Sorgen und Süchten. Bei Besitzerin Vanessa — "Minivan" — etwa ist es der unstillbare Hunger nach Doughnuts und ihre alkoholkranke Mutter. Und natürlich die Suche nach dem sensationellen Projekt, das die kleine Firma endlich in andere ökonomische Sphären katapultieren würde. Ihr Kompagnon Thaddeus dagegen ist ein alternder Actionfilmdarsteller, der alle Frauen flachlegt, aber eigentlich davon träumt, ein anspruchsvolles Drehbuch zu verfassen. Des Weiteren treten auf: Ein schizophrener Fahrradkurier, eine aus Liebe Geld veruntreuende Buchhalterin, eine Bestsellerautorin, die ihre Freundinnen zu Botox-Partys einlädt, ein indischer Taxifahrer, der zum Regisseur aufsteigt, fast zumindest. In jedem Kapitel rückt Moody eine andere der etwa ein Dutzend Hauptfiguren ins Scheinwerferlicht seiner strahlenden Prosa. Dass man dabei zu keiner Zeit den Überblick und schon gar nicht die Leselust verliert, liegt an seiner Fähigkeit, Charaktere zu schaffen, die zwar nicht unbedingt sympathisch sind, die man aber nicht so schnell wieder vergisst.
Running Gag des Buches ist jedenfalls ein sagenhaftes Drehbuch zu einer großen Fernsehsaga über Wassersucher, das einen Hype in der Branche auslöst: Jeder spricht darüber, jeder möchte mitwirken und meint, den Erfolg schon in der Tasche zu haben. Allein: es ist alles nur heiße Luft, das Drehbuch, der zugrunde liegende Roman und die zugehörige Autorin existieren alle gar nicht. Sich über die Medienbranche lustig zu machen, ist vielleicht nicht das aller Originellste, aber wenn es so unterhaltsam und zugleich sprachlich so hinreißend gut gemacht ist wie hier, haben wir da wirklich nichts dagegen. —Christian Stahl 3492251714 Wolfsfährte: ThrillerCraig Russell Während Hauptkommissar Jan Fabel aus Hamburg mit seinem Auto durch die vom Horizont bestimmte norddeutsche Landschaft fährt, hört er im Radio ein literaturkritisches Interview. Besprochen wird die historisch-fiktive Erzählung eines Schriftstellers namens Gerhard Weiss, der darin den als pädophil beschriebenen Jacob Grimm diverse Morde in der Nachfolge der von ihm gesammelten Märchen begehen lässt. Der Kritiker wirft dem Mann unlautere Ehrbeschmutzung vor. Der Schriftsteller kontert: „In dem Roman lautet die Rechtfertigung des wahnsinnigen Grimm, er wolle die Wahrhaftigkeit dieser Geschichten am Leben halten. Der fiktive Jacob Grimm gelangte zu dem Schluss, dass Mythen, Sagen und Märchen den Zweck hätten, der Finsternis der menschlichen Seele Ausdruck zu verleihen.“
In seinem neuen Mordfall — oder besser: in seinen neuen Mordfällen — scheint es Fabel ausgerechnet mit einem Verbrecher in der Nachfolge des fiktiven Jacob Grimm zu tun zu haben. Denn die bestialischen Morde an Erwachsenen und Kindern, die den geschiedenen Vater einer Tochter auch emotional beschäftigen, wirken zum Teil wie eine Rekonstruktion der Grimmschen Plots. Fabel macht sich auf die Suche — nicht zuletzt auf die Suche nach einem vor langer Zeit verschollenen Mädchen, auf das der Mörder einen Hinweis hinterlässt. Und er kommt dabei einer familiären Tragödie auf die Spur, die im Verhältnis eines Kinds zu seiner grausamen Mutter ihren Ursprung hat — und die wie bei Hänsel und Gretel mit einem Ofen endet ....
Wolfsfährte verwendet viel Zeit auf Lokalkolorit — wobei der Umstand, dass Craig Russell offenbar bemüht ist, den Hamburger Raum, seine Polizeistrukturen und ähnliches zu erklären, einem internationalen Publikum geschuldet ist. Für die Augen deutscher Leser wirkt da manches klischeehaft. Das geht bis in die Namen: Paula Ehlers, Helga Kirsch, Anna Wolff, Fabel, Weiss und Biedermann klingen in diesem geballten Auftreten — jenseits ihrer teils aufgesetzten Symbolik — allzu „typisch deutsch“. Auch wirkt manche Schlussfolgerung der Polizisten nicht ganz logisch. So bedeutet die Tatsache, dass das vom Mörder einem Opfer in die Hand gedrückte Papier kein Wasserzeichen trägt, wohl eher, dass es sich um ein handelsübliches Fabrikprodukt handelt. Es bedeutet sicher nicht, „dass unser Freund die Sache durchdacht hat und seine Spuren verwischt“ — es sei denn, man unterstellt, dass in Deutschland jedermann Papier mit Wasserzeichen verwendet.
Derartige Klischees hemmen etwas den Lesefluss — was nicht bedeutet, dass die Grundidee nicht zumindest für einiges an Spannung sorgt. —Stefan Kellerer 343103697X |